Das Gnadenbild "Maria Dorfen" in der Hilgerkapelle
Am 21. November feiert die Kapelle ihr Patrozinium „Mariä Opferung“
In der „Bergheimat“ vom 11. August 1933 ist ein Beitrag von Zeno Reisberger über die Hilgerkapelle „Maria Dorfen“ abgedruckt, aus dem wir ausschnittsweise zitieren:
Das älteste und wertvollste Stück am Altar, vielleicht in der ganzen Kapelle ist das Altarbild. Es dürfte aus der Zeit der Kapellenerbauung stammen, ist also älter als der Altar selbst. Es stellt die Gottesmutter von Maria Dorfen dar. Dorfen an der Isen in Oberbayern war zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine weitbekannte Wallfahrt, damals berühmter als Altötting. Unsere Fürstpropstei hatte in Wasentegernbach bei Dorfen einen Besitz; daher die nähere Bekanntschaft mit Maria Dorfen und darum kam wohl auch das Bild der Dorfener Muttergottes in die Hilgerkapelle nach Berchtesgaden. (…)
Nach dem Geschmack der damaligen Zeit und einer aus Italien kommenden Manier wurden metallen-vergoldete Kronen und Herzen aufgesetzt; letztere wurden auch als Mantelschließen zum Zusammenhalten des Mantels vom Gnadenbild benützt und waren Votivgaben. (…) Zwei Engel halten Tafeln mit der Aufschrift „Rosarium“ (Rosenkranz) und „Refugium“ (Zuflucht). Unter der Gottesmutter, auf einem Hügel des Isentales steht die Kirche Maria Dorfen, links davon die Gnadenkapelle und das Priesterhaus. Im Vordergrund sind Bedrängte und Kranke, die ihre Zuflucht zu Maria nehmen. (…)
In diesem Zusammenhang dürfte auch einiges über die Bedeutung des früheren Wallfahrtsortes Dorfen interessieren. (…) Nachdem am 19. Juni 1701 unter großer öffentlicher Feier das Gnadenbild als wundertätig erklärt worden war, nahm der Zuzug der Wallfahrer bedeutend zu; es begann die Blütezeit für den Wallfahrtsort. Von der großen Zahl der Wallfahrer kann man sich einen Begriff machen, wenn man bedenkt, daß 1724 das Opferstockgeld 21.304 Gulden und 1732 die ausgeteilten Kommunionen 125.000 betrug. Die Weihegeschenke und Preziosen häuften sich so an, daß zu deren Unterbringung eigene Schatzkammern unter dem Musikchor erbaut werden mußten. (…)
Bei der ungeheueren Verehrung, welche die gnadenreiche Gottesmutter von Dorfen besaß, ist es nicht zu verwundern, wenn ihr Bildnis auch anderwärts aufgestellt wurde, so in Kaiser-Ebersdorf bei Wien, in Planegg bei München und 1725 in der Hilgerkapelle in Berchtesgaden. Wegen dieses Altarbildes erhielt unsere Hilgerkapelle auch den Namen Maria-Dorfen-Kapelle. So wird sie noch in einem im Gemeindearchiv vorhandenen Kapitalienverzeichnis aus dem Jahre 1775 genannt. Dieser Name ist aber immer mehr in Vergessenheit gekommen, nachdem Maria Dorfen seine Bedeutung als Wallfahrtsort verloren hatte.
So weit die Ausführungen in der "Bergheimat" von 1933. Wie Zeno Reisberger bereits feststellte, gab und gibt es - gerade im Raum Salzburg - zahlreiche Abbildungen des Gnadenbildes von Maria Dorfen:
In der Sakristei der Berchtesgadener Stiftskirche hängt eine "Wahre Abbiltung Der Wunderthätigen Bildnuß Unser Lieben Frauen Zu Dorffen. 1723
Kapelle "Maria Heimsuchung" in Neumarkt am Wallersee
Leprosenhauskirche in Mülln, Salzburg
Michaelskirche am Salzburger Residenzplatz
Pfarrkirche Rauris: Wie das Spruchband verrät, ist das Bild "an dem Original daselbst beriehrt worden".
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Das Patrozinium der Hilgerkapelle "Maria Dorfen" ist "Mariä Opferung", heute als "Gedenktag Unserer Lieben Frau in Jerusalem" am 21. November gefeiert. Nach dem apokryphen Protoevangelium des Jakobus wurde die dreijährige Maria von ihren Eltern als Tempeljungfrau dem Herrn geweiht. Eine Rokoko-Krippe in der Wallfahrtskirche Maria Gern zeigt diese Szene. Die kleine Maria trägt auf dem Haupt einen Kranz von Rosen. Die kostbaren Krippenfiguren waren mehr oder weniger beschädigt auf den Dachböden der Hilgerkapelle und der Kirche Maria Gern gefunden worden. Zusammen mit seinem Bruder Karl hat Pfarrer Otto Schüller die Figuren repariert und zum Schutz in einen festen Krippenkasten eingebaut.
Der Patroziniumsgottesdienst wird am Samstag, 24. November, um 8.00 Uhr gefeiert. Von Montag, 26. November, bis Freitag, 30. November, wird täglich um 17.00 Uhr ein Rosenkranz in der Hilgerkapelle gebetet.
Andreas Pfnür