"Ich blicke dankbar in die Vergangenheit und hoffnungsvoll in die Zukunft"

Hl. Messe mit Verabschiedung von Kaplan Josef Rauffer

Für Kaplan Josef Rauffer, dessen drei Kaplansjahre in Berchtesgaden zu Ende gehen, ist wegen des Coronavirus kein großer Abschied möglich. Stattdessen macht der 32-Jährige eine "kirchliche Abschiedstournee", in der er noch einmal seine Wirkungsstätten im Pfarrverband Stiftsland besucht. Fünfte Station - drei folgen noch am kommenden Sonntag - war am Sonntagabend die Stiftskirche, wo er im Rahmen einer hl. Messe offiziell verabschiedet wurde. 

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Wegen der geltenden Abstandsregelung waren die Kirchenbänke nur relativ "locker" besetzt, als über zwanzig Ministrantinnen und Ministranten den großen Einzug anführten. 

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Zusammen mit Kaplan Josef Rauffer versammelten sich im Altarraum Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob, Pfarrvikar Bernhard Bielasik, Pfarrer i.R. Josef Zierl, Pater Terentian OFM, Gemeindereferentin Birgit Hauber sowie Diakon Tobias Pastötter (Pfarrei St. Martin, Saaldorf). 

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Häufig hat Josef Rauffer in seinen Kaplansjahren seine Predigten mit einem Witz begonnen - seinen ersten hat er bereits im Primizgottesdienst erzählt. So verwunderte es nicht, dass er auch in seinem Abschiedsgottesdienst einen Witz an den Anfang seiner Predigt stellte: "Ein Rudel Löwen greift einen Missionar an. Dieser spricht ein Stoßgebet: Lieber Gott, mache diese Tiere zu frommen Christen. Darauf halten die Löwen inne und beten: Komm, Herr Jesus, sei unser Gast, und segne, was du uns bescheret hast." Neben der humorvollen Pointe stecke in dem Witz jedoch auch die grundsätzliche Frage, wie man mit unbequemen Herausforderungen umgeht. Es gebe dafür zwei Möglichkeiten, so Rauffer. Entweder man setzt auf seine eigene Kraft oder man vertraut auf Gott. Letzteres habe der Missionar getan, wenn auch mit ungewissem, möglicherweise für ihn ungünstigem Ausgang. "Gottes Wege sind manchmal andere als die der Menschen." Auch die vom Kaplan eigens ausgesuchten Schriftlesungen bezogen sich auf dieses Gottvertrauen. Die erste Lesung (Gen 22,1-19) hatte davon gehandelt, wie Gott Abraham auf die Probe stellt, indem er ihn auffordert, seinen Sohn als Brandopfer darzubringen. "Abraham war bereit, das Wort Gottes zu befolgen, und erntete dafür später reichen Segen", so Rauffer. Auch das im Evangelium vorgetragene Gleichnis Jesu vom Haus, das auf Fels oder auf Sand gebaut ist, zeige, dass derjenige, der nur auf sich selbst vertraut, untergehe. Schließlich kam Rauffer auf die zweite Lesung aus dem ersten Johannesbrief zu sprechen, in dem es heißt: "Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm." Das sei auch sein Primizspruch gewesen, denn er sei überzeugt, dass Gott ihn zum Guten führen werde. So blicke er nicht wehmütig in die Vergangenheit und sorgenvoll in die Zukunft, sondern er blicke dankbar in die Vergangenheit und hoffnungsvoll in die Zukunft. Deshalb habe er auf die vielen Fragen, ob ihm sein Weggang leid tue, stets geantwortet, dass er sich über das "Privileg", hier arbeiten zu dürfen, sehr gefreut habe, aber dennoch gerne einen neuen Weg einschlage, weil er zuversichtlich sei, dass Gott ihn auch in Zukunft begleitet. In seinen Dank an die Wegbegleiter schloss er neben den Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen auch die Ministrantinnen und Ministranten ein. Besonders bedankte er sich bei Pfarrer Thomas Frauenlob, der ihn "immer an der langen Leine" gelassen habe. Der scheidende Kaplan beendete seine - frei gesprochene - Predigt mit einem Wunsch, einer Bitte und einem Versprechen: "Ich habe den Wunsch, dass Sie immer auf Gott vertrauen, ich habe die Bitte um Ihr Gebet für mich und meine Zukunft und ich gebe das Versprechen, dass ich meinerseits für Sie beten werde."

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Mit am Altar stand Diakon Tobias Pastötter, der zurzeit Diakon in der Pfarrei St. Martin in Saaldorf ist.

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Links Pfarrer i.R. Josef Zierl, der im Juni sein 60-jähriges Priesterjubiläum feiern konnte, rechts Kaplan Josef Rauffer, dessen Priesterweihe drei Jahre zurückliegt, in der Mitte Diakon Tobias Pastötter, der in einem Jahr zum Priester geweiht werden soll.

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Hl. Kommunion in Corona-Zeiten ...

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Vor der offiziellen Verabschiedung von Josef Rauffer wurde erst einmal der andere, ältere Josef geehrt: Pfarrer i.R. Josef Zierl ist, wie Pfarrer Thomas Frauenlob erläuterte, am 29. Juni 1960 zum Priester geweiht worden - er kann also sein diamantenes Priesterjubiläum feiern. Lange Jahre war Josef Zierl Pfarrer in der Pfarrei Mariahilf in der Münchner Au, seit seinem Ruhestand in Berchtesgaden hilft er aus, wo er gebraucht wird. Dafür erhielt der Ruhestandspriester einen kulinarischen Geschenkkorb.

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 Dann überreichten Lisi Krenn, Vorsitzende des Pfarrverbandsrates, und Tobi Vogl, Pfarrgemeinderatsvorsitzender von St. Andreas, stellvertretend für alle Gremien dem scheidenden Kaplan einen Geschenkkorb. Lisi Krenn verriet, was sich in dem Korb alles befindet. Man habe gemäß dem bekannten Zitat "Alle Wege führen zu Gott, einer davon über die Berge" alles eingepackt, was man für eine Bergtour braucht, u. a. eine Karte, einen Bergführer, ein Seil, nicht zu vergessen Proviant. 

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Pfarrer Thomas Frauenlob dankte dem Kaplan für die Arbeit, die er in den drei Jahren für den Pfarrverband geleistet habe. Mit seiner vorausschauenden Art habe er neue Strukturen in den Pfarrverband gebracht. Zur Aussage des Kaplans, der Pfarrer habe ihn immer an der langen Leine gelassen, ergänzte Frauenlob, dass die Voraussetzung dafür Vertrauen sei, und das war jederzeit gegeben. Kaplan Rauffer werde nun seine Doktorarbeit schreiben und als Zeremoniar des Kardinals in eine andere Welt eintauchen. Dafür wünsche er ihm das, was der selige Kaspar Stanggassinger rät, wobei auch der zweite Halbsatz wichtig sei: "Tun, was der Tag verlangt, und dabei auf dem Boden bleiben."

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Dass der Kaplan dem Pfarrer in den vergangenen drei Jahren scheinbar über den Kopf gewachsen ist, ...

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... hat offenbar nur mit dem Holzpodest zu tun, auf dem er steht.

Kaplan Rauffer verwies abschließend auf ein ebenso bekanntes Zitat von Ludwig Ganghofer. Schon bei seinem Amtsantritt in Berchtesgaden habe er gesagt, dass er sich die ersten beiden Strophen gerne zu eigen mache, nicht jedoch die letzte. "Herr, wen du lieb hast, den lässest du fallen in dieses Land. Hier lass mich leben und schaffen in deinem Dienst! Und wenn mein Werk gelang, hier lass mich sterben!"

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Für den Schlusssegen wählte Kaplan Rauffer den Text des Primizsegens, "auch wenn das nach drei Jahren natürlich kein Primizsegen mehr ist".

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Nach dem Auszug durfte der Kaplan auf dem Weg in die Sakristei ein Spalier "seiner" Ministrantinnen und Ministranten durchschreiten. Bei einem Stehempfang im Pfarrheimgarten hatte man anschließend Gelegenheit, sich persönlich von Josef Rauffer zu verabschieden. 

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Text: Andreas Pfnür
Fotos: Andreas Pfnür / Martina Bönsch

 

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