Gemeinwohlökonomie - ein Ansatz, der zum Handeln motiviert
Im sehr gut besuchten Pfarrsaal Berchtesgaden brachte Franz Galler den Anwesenden die Ansätze der Gemeinwohlökonomie näher und stellte ganz praktische Wege vor, diese in die Tat umzusetzen.
Ein gut gemischtes Publikum aus Unternehmern, Selbstständigen und "normalen" Bürgern interessierte sich für die von Christian Felber entwickelte Gemeinwohlökonomie. Franz Galler war dazu als Koordinator der Gemeinwohlökonomie-Regionalgruppe Südostbayern von der Kolpingsfamilie eingeladen worden. Ausgangspunkt seines Vortrags war die Unzufriedenheit von über 80 % der Bevölkerung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen, z.B. die unverhältnismäßige Verteilung von Eigentum, steigende Armut, die weiter auseinander gehende Wohlstandsschere oder andere Ursachen: Die Menschen wünschen sich eine Veränderung. Auffällig ist, dass die Bereitschaft etwas zu verändern aber gering ist, sei es aus Bequemlichkeit, Angst, Unwissenheit oder Gewohnheit. Franz Galler motivierte in seiner Darstellung zum Handeln. Die Gemeinwohlökonomie ist aus seiner Sicht die konsequente Umsetzung der Bayerischen Verfassung und des Deutschen Grundgesetzes:
„Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl.“
(Bayrische Verfassung, Art. 151)
„Kapitalbildung ist nicht Selbstzweck, sondern Mittel zur Entfaltung der Volkswirtschaft.“
(Bayrische Verfassung, Art. 157)
„Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen.“
(Deutsches Grundgesetz, Art. 14)
Der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens soll sich aus Sicht dieses Ansatzes nicht mehr an dem größtmöglichen Profit orientieren, sondern an dem Nutzen für das Gemeinwohl. Entwickelt wurde hierzu eine Matrix, die verschiedene Bewertungskriterien, wie Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitentscheidung beinhalten. Firmen, die dem Gemeinwohl dienen, sollten steuerlich entlastet werden oder bei öffentlichen Aufträgen bevorzugt werden. Bereits jetzt haben sich über 2000 Firmen und Organisationen einer Gemeinwohlbilanz unterzogen und machen nach Auskunft des Referenten bereits jetzt schon sehr positive Erfahrungen damit.
Aber das Gemeinwohl kann nach Franz Galler nicht nur von Firmen gefördert werden. Jeder Bürger hat hierzu die Möglichkeit aktiv zu werden. Zusammen mit dem Katholischen Bildungswerk Traunstein wurde hierzu ein Spiel entwickelt, dass am 16. Oktober zusammen mit dem Bildungswerk Berchtesgadener Land starten wird. Das Beispiel, das der Referent aus diesem Spiel vorstellte, zeigte auf, wie ein Einsatz für das Gemeinwohl von Unten funktionieren kann.
Für die Zuhörer wurde klar, dass eine Gemeinwohlökonomie unsere Gesellschaft in sehr positiver Weise bereichern kann.
Martin Kienast