Positionen zu Flucht, Asyl und Integration
Statement von Caritasdirektor Prälat Hans Lindenberger bei der Dekanekonferenz am 12. Februar 2016
Unterbringungen von Flüchtlingen
Die Unterbringung von Flüchtlingen hat die Regierung von Oberbayern und die Kommunen im vergangenen Jahr vor große Schwierigkeiten gestellt. Da, wo keine festen Gebäude mehr gefunden werden konnten, werden die Flüchtlinge zunehmend auch in großen Turnhallen oder Traglufthallen untergebracht. Wir betrachten Traglufthallen zur Unterbringung von Flüchtlingen als Notlösungen, die das kleinere Übel im Vergleich zu Zelten und Turnhallen sind. Sie entspricht nicht dem Standard, den wir als Caritas für die Menschen zuträglich halten. Trotz dieser Bedenken haben wir die Asylberatung in mehreren Traglufthallen übernommen, um die Menschen aber auch die Behörden nicht im Stich zu lassen. Unsere Mitarbeitenden sind dort einem besonderem Druck ausgesetzt. Es kommt häufiger zu Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen unter den Flüchtlingen, Familien mit sehr kleinen Kindern und Schwangere leiden besonders unter den Umständen.
Asylsozialberatung
Als Caritasverband stellen wir uns den Herausforderungen in der Beratung, Betreuung und Begleitung von Asylsuchenden nicht erst seit einem Jahr. Sich Flüchtlingen anzunehmen ist ein Grundauftrag der Caritas, vor allem seit dem Balkankrieg in 1990er Jahren sind wir für Asylsuchende tätig und haben sehr viel Erfahrung gesammelt. Die Asylsozialberatung der Caritas ist unabhängig von staatlichen Institutionen und begleitet die Flüchtlinge während der Zeit des Asylverfahrens. Sie beraten rund um Asyl und Aufenthaltsstatus, unterstützen in der Organisation des täglichen Lebens und beim Ankommen in der fremden Umgebung. Gemeinsam mit den vielen Ehrenamtlichen leisten sie einen großen Beitrag zum sozialen Frieden in unserer Gesellschaft.
Seit 2014 haben wir dem Bedarf entsprechend die Asylsozialberatung stark ausgebaut. Die Zahl der Mitarbeitenden ist von 30 auf über 100 angewachsen. Sie sind in München und den meisten Landkreisen in Gemeinschaftsunterkünften und dezentralen Unterkünften im Einsatz. Da diese Stellen nur zu ca. 2/3 refinanziert sind, hat das Erzbischöfliche Ordinariat dem Caritasverband zugesagt, das zu erwartende Defizit (2016: ca. 3 Mio Euro) auszugleichen. Dafür sind wir sehr dankbar, denn aus eigenen Mitteln könnten wir den Eigenanteil nicht leisten.
Schutz für unsere Mitarbeitenden
Unsere Mitarbeitenden in der Asylberatung wie auch in der Betreuung sind oft auch mit dem Ärger, den Frustrationen und Ängsten der Flüchtlinge konfrontiert. Dies kann in Aggressivität und Gewalt ausarten. Als Arbeitgeber hat für uns die Sicherheit unserer Mitarbeitenden oberste Priorität. In den Erstaufnahmeeinrichtungen und Notunterkünften beanspruchen wir die von der Regierung oder den Kommunen beauftragten Sicherheitsdienste im Bedarfsfall auch für die Asylberatung und für die Kontakte mit Flüchtlingen.
Ehrenamtliches Engagement
In den Gemeinden und Pfarreien unseres Erzbistums hat sich in den letzten zwei Jahren ein großartiges Engagement von Ehrenamtlichen und Helferkreisen für die Begleitung und Betreuung von Flüchtlingen entwickelt. Menschen aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen bringen ihre individuellen Fähigkeiten ein. Menschen unterschiedlichen Alters und verschiedener gesellschaftlichen Bezügen engagieren sich als Paten, in Deutschkursen, in der Kinderbetreuung und Freizeitgestaltung. Eine große Stärke kirchlichen Einsatzes für Flüchtlinge und Hilfesuchende ist die Kooperation und Vernetzung von professioneller und ehrenamtlich-freiwilliger Arbeit. Für diese Aufgabe wurden in fast allen Caritas-Zentren so genannte Ehrenamtskoordinatoren eingestellt, die eng mit der Asylsozialberatung zusammenarbeiten. Ihre Aufgabe ist es, die Ehrenamtlichen für ihren Einsatz zu schulen, die bestehenden Helferkreise zu vernetzen, bei der Gründung neuer Helferkreise zu unterstützen und den Austausch untereinander zu fördern. Die Kosten für die Ehrenamtskoordinatoren werden, falls nicht refinanziert, ebenfalls aus Kirchensteuermitteln bezahlt.
Integration von Flüchtlingen
Durch unser Engagement für Flüchtlinge leisten wir einen großen Beitrag dazu, dass Integration sehr früh beginnt. Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive und nach einer Anerkennung als Asylberechtigte, bekommen staatliche Unterstützung bei der Integration, z.B. durch Integrationskurse. Gerade weil aber viele schnell anerkannt werden, z.B. die Flüchtlinge aus Syrien, brauchen sie besondere Unterstützung beim Deutschlernen, bei der Arbeits- und Wohnungssuche. Wir werden deshalb unsere Migrationsberatungsstellen weiter ausbauen, um auf diese Anforderungen reagieren zu können.
Aus unserer Sicht kommt es darauf an, dass auch Menschen, die kein Asyl erhalten, aber nicht abgeschoben werden können, die Möglichkeit haben, an unserer Gesellschaft teilzuhaben. Auch wenn sie irgendwann wieder zurückkehren, ist der Erwerb der deutschen Sprache oder eine Berufsausbildung eine gute Investition und eine Form von Entwicklungshilfe.
Dank und Ermutigung
Die Aufnahme und Integration der Flüchtlinge ist eine enorm große gesellschaftliche Herausforderung, der wir uns als Caritas mit großem Engagement stellen wollen. Wir bitten alle Mitarbeitende, dieses Engagement mitzutragen und für die Haltung der Caritas zu werben. Unser besonderer Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen, die für und mit den Flüchtlingen arbeiten und vor Ort das Gesicht der Caritas sind. Sie leisten in einer schwierigen Situation unseres Landes einen wichtigen Dienst.
Februar 2016
Weiterführende Informationen finden Sie unter https://www.erzbistum-muenchen.de/Page039458.aspx