Zweimal Jubel für Mozarts Requiem
Der St.-Andreas-Chor wirkt bei internationalen Kirchenkonzerten in der Stiftskirche und in Salzburg-Itzling mit
Dieter Meister schrieb im "Berchtesgadener Anzeiger" vom 4. Oktober über das Konzert in der Stiftskirche:
Trauer mit Freudentränen
Das „Requiem“ ist Mozarts letztes, immer ein wenig geheimnisumwobenes Werk. Ein riesiger Chor, bestehend aus dem St.-Andreas-Chor Berchtesgaden und dem ebenfalls von Stiftskapellmeister Stefan Mohr geleiteten Salzburger Mozartchor sowie dem Chorus Lux Spei aus Osaka, hat das Stück bei einem Konzert in der Stiftskirche interpretiert. Begleitet vom Da Ponte Consort Salzburg und mit vier hervorragenden Solisten bescherten die Chorsänger dem Publikum im dicht besetzten Kirchenraum ein atemberaubendes, gelegentlich prickelndes Hörerlebnis.
Der feine und detailreiche Klang lässt auf akribische und akkurate Vorbereitung und somit präzise Ausführung schließen. Dies scheint erstaunlich, proben doch die Salzburger wie die Berchtesgadener Sänger separat und kommen erst bei der unmittelbaren Konzertvorbereitung zusammen. Ganz zu schweigen von den Mitgliedern des Chorus Lux Spei aus Osaka, die fast erst unmittelbar vor der Aufführung hinzukommen. Laut Stefan Mohr, Leiter des Salzburger und des Berchtesgadener Chores, kennen sich die Sänger bereits von mehreren gemeinsamen Projekten, was das Zusammenspiel leichter macht. Und alle Sänger sind vertraut mit den jeweiligen „Eigenheiten“ der Dirigenten Stefan Mohr und Takashi Nakamura, der die Leitung des Berchtesgadener Konzertes in der Stiftskirche innehatte.
Takashi Nakamura führte den Stab bei diesem außerordentlichen Konzerterlebnis. Der vielstimmige Chor und die Solisten, unterstützt vom Orchester, agierten in gelegentlich vibrierender Eintracht und wunderbarer Balance. Erschütternd war die tiefe Trauer, die den ersten Abschnitt des Requiems füllt. In geradezu düsteren Farben malte der Chor die Trauerstimmung, steigernd bis zum turbulenten Kyrie.
Man schwelgt in Mozarts Musik und vergisst leicht, dass gar nicht so viel von ihm zu hören ist, weil Franz Xaver Süßmayr große Teile und die volle Instrumentation beisteuerte.
Auch die Solisten, allen voran die Sopranistin Yachiyo Nomura und Bass Alexander Voronov, aber auch Tenor Tomo Matsubara und Mezzosopranistin Martina Gmeinder fügen sich nahtlos ein und haben ihren Höhepunkt wahrscheinlich im Quartett Recordare. Das Agnus Dei (Süßmayr) am Ende ist von tiefer Frömmigkeit bestimmt. Der Mensch neigt sich in Demut vor der Barmherzigkeit Gottes. Alles ist einfach großartig.
Eröffnet wurde das Konzert mit „Exsultate, jubilate“, einem knapp zwei Jahrzehnte vor dem Requiem entstandenen Werk von Mozart und in der Stimmung sehr anders geprägt, getragen vor allem von der Sopranistin Yachiyo Nomura, die mit warmem Timbre in sauberer Intonation glänzt.
Gottfried Franz Kasparek, der das Konzert in St. Antonius, Salzburg-Itzling verfolgte, schrieb in "DrehPunktKultur" folgende Kritik:
Mozart-Freuden in Itzling
In der Pfarrkirche Itzling ist der Mozartchor Salzburg schon Stammgast. Trotz mancher Halleffekte bietet der Raum eine würdevolle Atmosphäre für ein schönes Programm mit Salzburger Mozart-Heiligtümern. So geschah es wieder am Sonntag, 24. September, am Abend.
Der Chorleiter und Berchtesgadener Stiftskapellmeister Stefan Mohr hat gleich drei Chöre in seine Obhut genommen. Neben dem hoch ambitionierten Mozartchor auch den dazu sehr gut passenden St.-Andreas-Chor Berchtesgaden, eine Singgemeinschaft mit großer Tradition, und famose Gäste aus Japan, den jungen Chorus Lux Spei aus Osaka, einstudiert von Takashi Nakamura. Letzterer hatte in Berchtesgaden am Samstag auch dirigiert. Dazu kamen das klangschön aufspielende „Da Ponte Consort Salzburg“ und eine Riege sehr guter Solostimmen.
Gleich vorweg: Stefan Mohr und wohl auch sein japanischer Kollege halten nichts von jener Tempobolzerei, welche das Requiem W. A. Mozarts in letzter Zeit bei mitunter prominenten Besetzungen zu einer ziemlich dramatisch aufgeplusterten Angelegenheit hat werden lassen. Zwar gerät auch ihm das Dies irae zu einer Apokalypse im hurtigen Klangrausch, aber seine sorgfältige Interpretation zeichnet sich insgesamt durch kluge Tempo-Dramaturgie aus. Der Meditation wird Raum und Zeit gelassen, ohne zu schleppen. Mozarts Schwanengesang ist ja weder eine düstere Trauermusik noch eine Ansammlung von Geschwindmärschen, sondern eine gelassene, oft nahezu fröhliche Studie über die letzten Dinge. Die kompaniestarke Fusion der drei Chöre funktionierte eindrucksvoll, zwar mitunter hart an den Grenzen der akustischen Möglichkeiten in der Kirche, aber sauber in der Intonation und machtvoll in der Masse.
Das „Exsultate Jubilate“, das vorher erklang, hat man schon akzentuierter gehört, doch auch dies war eine in sich stimmige, kammermusikalisch transparente Lesart. Die Sopranistin Yachiko Nomura bot eine sehr ansprechende Leistung mit warm timbriertem Sopran, feinen Koloraturen und klarer Höhe. Zu ihr kamen im Requiem die balsamisch singende Altistin Martina Gmeinder, der helle Tenor Tomo Matsubara und der sonore Bass Alexander Voronov. Dieses west-östliche Ensemble wirkte homogener als so manche Zusammenstellung von vier Gesangsstars. Fazit: Itzling ist immer eine kirchenmusikalische Reise wert.