Osterkerze 2021: „Wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit“ (2 Kor 3,17)

Ein geistliches Wort zum Osterfest von Pfarrer Thomas Frauenlob

Einige sehen das Grundrecht der Freiheit durch die Vorgaben in der Pandemiebekämpfung massiv gefährdet, andere zumindest unverhältnismäßig stark eingeschränkt. Fast alle jedoch erkennen den Wert von Freiheit neu und spüren, wie es sich anfühlt und wie viele Lebensbereiche betroffen sind, wenn diese gefährdet wird und wir nicht mehr die gesetzlich geschützte Freiheit genießen können, die wir gewöhnt sind.

Doch wir ahnen, dass Freiheit nicht erst seit es Corona-Regeln gibt, eingeschränkt ist: Immer mehr Bereiche in der Gesellschaft und des Umgangs miteinander werden schleichend reglementiert. Durch überbordende Bürokratie. Durch Sprechverbote, mit denen Themen belegt, tabuisiert und mit versteckten oder gar faktischen Strafen verbunden werden. Bevormundende Vorschriften zur täglichen Lebensgestaltung, die schon lange keinen Respekt mehr vor der individuellen Freiheit zeigen. Zitations- und Meinungskartelle, die angetrieben von Pseudo-Gendergerechtigkeit oder anderen „Todschlagsargumenten“ bestimmen wollen, was geschrieben oder gesagt werden darf. Bis zu bizarren Influencern und diktatorischen „Mainstreamern“, die oft gegen jede Vernunft zu definieren suchen, was zu sein hat oder nicht sein kann, weil es nicht sein darf. Sie definieren meist ohne Legitimation durch tiefere Kenntnisse oder Weisheit, was als „normal“ zu gelten hat. So genannte „soziale Medien“, die eigentlich das gegenseitige Verstehen zwischen den Menschen unterstützen und fördern sollten, gleichen digitalen Prangern, zerstörender und rücksichtsloser als sie je aus Holz auf mittelalterlichen Stadtplätzen gestanden sind. Summa summarum: Die Freiheit ist heute perfide unter dem leicht durchschaubaren Deckmäntelchen höchster Moral und Toleranz weit gefährdeter als seit langer Zeit, weil nicht nur die persönliche Unversehrtheit in Frage gestellt wird, sondern ohne Respekt vor der anderen Person und deren Freiheit die Macht in den Köpfen zu erringen versucht wird.

Diesen Gefährdungen unserer Tage stellen wir als Christen das Wort des Apostels Paulus entgegen. Die Freiheit bleibt da erhalten, wo der Geist Gottes wirken darf. Wo der Geist Gottes wohnt, da entwickelt sich ein feines und verlässliches Sensuarium für Richtig und Falsch. Wo der Geist Gottes weht, da kann sich der Staub und Schmutz der abhängig machenden Fremdbestimmung nicht halten. Wo der Geist Gottes, da sind auch seine Gaben „Maß-gebend“ und „Richtungs-weisend“: die Weisheit, die Einsicht, der (gute) Rates, die Erkenntnis, die Stärke, die Frömmigkeit und die Gottesfurcht.

Das Motiv der Osterkerze soll diese Grundüberzeugung ins Bild setzen und verdeutlichen. Durch sein Leiden und den Tod am Kreuz hindurch hat in der Auferstehung Jesu Christi das Leben gesiegt, das für die Ewigkeit und die Freiheit bestimmt ist – so wie Gott es schon immer für den Menschen gewollt hatte. Der Geist verändert den Blick auf das Kreuz, macht es zum Mittelpunkt von Dynamik, Lebensbejahung, zum Symbol für die Liebe Gottes. Daher gilt schon für unseren irdischen Lebensweg, was Theresia von Avila (28. März 1515 in Ávila, Kastilien, Spanien; † 4. Oktober 1582 in Alba de Tormes, bei Salamanca) auf die prägnante Formel gebracht hat: „Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken; nur Gott genügt - Nada te turbe... sólo Dios basta“.

Die künstlerische Umsetzung des Paulusworts „wo der Geist Gottes ist, da ist Freiheit“ stammt von Pfr. i. R. Franz Sand aus Partenkirchen. Er war mein erster Chef in Garmisch und lehrte mich als Kaplan wie verbindend es ist, wenn es in einer Pfarrei oder einem Pfarrverband ein gemeinsames Motiv an den Osterkerzen in den Kirchen und in den Häusern und Wohnungen gibt, die auch zum Nachdenken anregen. So hat er jedes Jahr ein neues Motiv entworfen und allen zur Verfügung gestellt.

Ich hoffe, dass uns der Blick auf die Osterkerze 2021 den hohen Wert von wahrer Freiheit im Hl. Geist vor Augen hält und uns ermutigt, diese christliche Freiheit immer wieder zu suchen, täglich danach zu leben und einer oft blendenden und irrenden Welt einladend zu bezeugen.

Ich wünsche allen ein frohes und gesegnetes Osterfest!

Osterkerze 2021

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