Nach 30 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand

Katharina Fegg und Anneliese Walch sorgten für Glanz in den Kirchen am Schlossplatz

Berchtesgaden - Schon im Alten Testament erhält der Begriff Staub an vielen Stellen besondere Symbolkraft, häufig im Sinne von Erniedrigung, Anfeindung und Schmach. Wer sich dem Staub in einem Gotteshaus mit entsprechendem Putzgerät nähert, wird Deutungen theologischer Art nicht zulassen, sondern ihn rigoros entfernen, so wie es Katharina Fegg und Anneliese Walch 30 Jahre lang gemeinsam getan haben. Jetzt gehen sie in den verdienten Ruhestand.

Mit vereinten Kräften sorgten sie dafür, dass dem Staub in den beiden Gotteshäusern am Schlossplatz keine lange Lebensdauer beschieden war. Am 2. Mai 1991 traten sie gemeinsam ihren Dienst als Reinigungskräfte bei der katholischen Kirchengemeinde Berchtesgaden an.

Zuvor hatte ein Theologe namens Walter Brugger, von 1982 bis 1995 Pfarrer in Berchtesgaden und Dekan der umliegenden Pfarreien, die beiden Bauersfrauen durch einen glücklichen Zufall ausfindig gemacht und für die Reinigung von Stiftskirche und St. Andreas gewinnen können. Damals konnte noch niemand ahnen, dass die Arbeitskraft der jungen Frauen aus Maria Gern insgesamt drei Jahrzehnte lang der Kirchengemeinde zur Verfügung stehen würde.

Wenn sich Zeit und Gelegenheit bot, habe man sich auch an der Dekoration der Kirchen beteiligt, so Anneliese Walch. So zum Beispiel an Weihnachten, an Fronleichnam oder wenn eine Hochzeit anstand. Zu den verschiedenen Messnern, die ihnen im Verlaufe ihrer Dienstzeit begegnet seien, habe man immer ein gutes Verhältnis gehabt. Auch der Umgang mit den federführenden Pfarrern der letzten drei Jahrzehnte sei durchweg einvernehmlich und freundlich gewesen.

„Früher sind wir häufig mit dem Fahrrad von Maria Gern zur Arbeit gefahren“, weiß Katharina zu erzählen. Oftmals habe man sich auch Zeit für einen Fußmarsch zum Schlossplatz genommen, so Anneliese Walch. Und die Möglichkeit zum ausgiebigen Ratschen genutzt. Und dieser Ratsch war ein sehr lebendiger. 1991 gab es noch kein Internet mit seinen diversen Kommunikationsmöglichkeiten. Man war auf den unmittelbaren Wortwechsel angewiesen. Für heutige Zeiten fast unvorstellbar.

Ein Herz und eine Seele, im Beruflichen wie im Privaten: beide Damen sind gleich alt, sind bäuerlicher Herkunft, stammen aus Maria Gern, haben jeweils fünf Enkel und seit fünf Jahren jeweils ein E-Bike für die gemeinsamen Radltouren.

„Wir sind immer gern zur Arbeit gegangen“, so Anneliese. „Es war ein schöner Ausgleich zu den Tätigkeiten daheim.“ Man sei mal rausgekommen und habe neue Eindrücke gewonnen. Schon seit Längerem sind die Nachkommen in die Fußstapfen der beiden Bäuerinnen getreten. Das bedeutet mehr Zeit für die Enkel, fürs Bergwandern oder eine Radtour.

Beide Pensionärinnen machen einen zufriedenen, ausgeglichenen Eindruck. Sie haben nach 30 Dienstjahren ihre Tätigkeit in den gesegneten Mauern am Schlossplatz beendet, eine Tätigkeit, die sie immer engagiert und verantwortungsbewusst ausgefüllt haben: 30 Jahre lang, an zwei Nachmittagen pro Woche. Eine Nachfolgerin sei schon gefunden, und man habe sie auch schon eingearbeitet. Die Frage nach dem, was jetzt komme, stellt sich den Beiden nicht. Jeden Augenblick des Lebens füllen sie mit ihrer Gegenwart aus.

Ein eingespieltes Team: Anneliese Walch, li. im Bild, und Katharina Fegg nahmen 30 Jahre lang den Weg aus Maria Gern auf sich, um die Kirchen am Schlossplatz zu reinigen und zu dekorieren.

Katharina Fegg und Anneliese Walch

Bild und Bericht: Johannes Vesper

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