150. Geburts- und Tauftag des seligen P. Kaspar Stanggassinger

Ein leuchtendes Vorbild in unserer Zeit

Das Taufbuch der Pfarrei St. Andreas ist sehr genau mit seinen Angaben und vermerkt: In der Nacht um halb drei wurde der Familie Stanggassinger vom Unterkälberstein ein Sohn geboren und um halb zehn am Vormittag wurde dieser in der Stiftskirche durch den 1. Kaplan auf den Namen Kaspar getauft. All das spielte sich am 12. Januar 1871 ab. Es ist nicht überliefert, ob damals tiefer Winter in Berchtesgaden herrschte, sicherlich darf man jedoch annehmen, dass es eher unwirtliche Umstände für ein neugeborenes Kind waren.

Am Fest der Taufe des Herrn gedachte die Pfarrei in den beiden Gottesdiensten dieses denkwürdigen Tages vor 150 Jahren, wurde doch mit dem Kind vom Unterkälberstein ein zukünftiger Seliger geboren und im Taufstein der Stiftskirche getauft. Aus diesem Anlass waren der Taufstein und der Schrein mit der Reliquie des seligen Kaspar auf dem Augustinusaltar besonders festlich geschmückt.

Pfarrer Frauenlob stellte in seiner Predigt die besondere Gnade und auch die Konsequenzen des Sakraments der Taufe heraus. „Taufe kommt von tief, tief eintauchen (ins Wasser), in die Tiefe gehen. Das ist der Weg Jesu. Die Taufe verbindet uns mit ihm“ führte er Bischof Franz Kamphaus zitierend seine Ansprache ein. Mit der Taufe sind wir Teil des Lebens Jesu, als Kirche der fortlebende Christus in der Welt. Diese Grundausrichtung sollte sich auch im Leben der Christen zeigen, die nach dem Wort Jesu im Johannesevangelium „nicht aus der Welt genommen sind, sondern in der Welt leben“. Christen schweben also nicht „auf Wolke sieben“ oder leben in einer Blase, sondern stehen mit beiden Beinen in der Realität. Was es heißt, unter irdischen Bedingungen mit der Perspektive des Himmels zu leben, führte er an einigen Beispielen aus der Biographie des seligen Kaspar aus. Mit neun Jahren hatte dieser ein besonderes Erlebnis und wollte von da an Priester werden. Aber da gab es Hindernisse zu überwinden: Die mangelnde Begabung glich er durch zähen Fleiß aus, den Widerstand des Vaters, der in ihm den Stammhalter sehen wollte, überwand er durch Überzeugung und der Bevölkerung in den Bergen eigene Beharrlichkeit. Später als Mitglied des Ordens der Redemptoristen war sein größter Wunsch, Missionar in Südamerika zu werden. Doch zu seiner anfänglichen Enttäuschung wurde er von den Ordensoberen als Lehrer und Erzieher im Seminar in Dürrnberg eingesetzt und entdeckte mit der Zeit genau darin seine eigentliche Begabung und Lebensaufgabe. Sein pädagogischer Ansatz, den Kindern und Jugendlichen zu vertrauen, ihnen Orientierung, Freiheit und Räume zur Persönlichkeitsentwicklung zu eröffnen, ist in damaliger Zeit neu, aber noch heute das beste Rezept zu einer gelingenden Erziehung. Auch mit diesem Ansatz musste er sich erst im Kreis der Seminarerzieher durchsetzen.

Sein Christsein im Sinne der Anwendung der Taufgnade im Leben bestand darin, schlicht und einfach Tag für Tag darauf zu achten, den Willen Gottes für sich zu erkennen und zu tun. Zusammengefasst findet sich diese Lebenshaltung in seinem markanten Ausspruch: „Tun, was der Tag verlangt und dabei auf dem Boden bleiben!“. Der Rückblick zeigt, dass ihm kein einfaches, von Schwierigkeiten verschontes, wohl aber ein letztlich erfülltes Leben beschieden war, das noch in unsere Zeit als gutes Beispiel ausstrahlt und Mut zum Christsein im Alltag machen kann.

P. Kaspar Stanggassinger starb am 26. September 1899 mit gut 28 Jahren als ernannter Direktor des Studienseminars in Gars am Inn, vermutlich an einer Blinddarmentzündung. Seine Schüler waren von seinem kurzen, aber intensiven Leben in der Nachfolge Christi so sehr beeindruckt, dass sie nach seinem Tod einen Prozess zur Seligsprechung vorantrieben, der am 24. April 1988 in der Seligsprechung durch den Hl. Papst Johannes Paul II. in Rom seinen Abschluss fand. Seit dem 19. Oktober 2015 ist der Sel. Kaspar Stanggassinger der Patron des Pfarrverbandes Stiftsland Berchtesgaden. Eine Reliquie befindet sich in einem modern gestalteten Schrein auf dem Augustinusaltar neben dem Taufstein in der Stiftskirche Berchtesgaden. Bei jeder Taufe wird dieser Schrein zur Allerheiligenlitanei geöffnet, um an diesen berühmten Täufling von 150 Jahren zu erinnern. Keiner weiß, wie viele andere Selige und Heilige des Alltags an diesem Taufstein im Laufe der Jahrhunderte schon aus der Taufe gehoben wurden. Der selige P. Kaspar Stanggassinger steht stellvertretend auch für diese.


Bilder / Impressionen:

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