Pontifikalgottesdienst zum Hochfest der hll. Petrus und Paulus

Reinhard Kardinal Marx segnet den zurückgekehrten "Verlorenen Sohn"

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Nach der Vesper am Samstagabend in der Stiftskirche feierte am Sonntagabend Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising, mit den Gläubigen einen Pontifikalgottesdienst. Laute Böllerschüsse vom Lockstein begleiteten den Kirchenzug vom Pfarrheim St. Andreas über den Schlossplatz zur Stiftskirche. Viele Fahnenabordnungen der Weihnachtsschützen und Trachtenvereine, der Zünfte, der Feuerwehr, des Salzbergwerkes, der Kolpingsfamilie, außerdem die Ministranten und die Konzelebranten begleiteten den Kardinal auf dem Weg in die Kirche um das Patroziniumsfest im Jubiläumsjahr "900 Jahre Stiftskirche" zu begehen..

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Nachdem die Fahnenabordnungen im Altarraum, der sie kaum fassen konnte, Aufstellung genommen hatten, begrüßte Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob die Gläubigen und Geistlichen, vor allem Kardinal Marx, der mit seinen Konzelebranten im Eingangsbereich stehen geblieben war. Nach der Begrüßung enthüllte und segnete der Erzbischof nämlich zunächst die im hinteren Teil des rechten Seitenganges neu aufgestellte Figurengruppe des „Barmherzigen Vaters“. Diese überlebensgroße, 40 Zentner schwere Skulptur aus französischem Kalkstein (Pierre de Savonnières) hat bereits etliche Ortswechsel hinter sich und es ist fast erstaunlich, dass sie alle Transporte schadlos überstanden hat. Anlässlich des 800-Jahr-Jubiläums der Stiftskirche 1922 schenkte die Familie des wenige Jahre vorher verstorbenen Bildhauers Hermann Bach (geboren 1842 in Stuttgart), der längere Zeit auch in Berchtesgaden ansässig war, der Pfarrei die Figur. Wie der „Anzeiger“ damals schrieb, hat auch Papst Pius IX. (gestorben 1878) die Skulptur „seinerzeit bei einer Ausstellung in Rom gesehen und den Künstler rufen lassen, um ihn zu beglückwünschen“. Zunächst wurde die Figur im Presbyterium zwischen Hochaltar und Kommunionbank aufgestellt, wo sie versinnbildlichte, wie Gott gleich dem Vater des verlorenen Sohnes dem an der Kommunionbank Knienden entgegenkommt und ihn zu seinem Gastmahl einlädt. Später stand sie in der Vorhalle der Stiftskirche, ehe sie jahrzehntelang in einem Schuppen hinter der Apsis der Stiftskirche lagerte. Pfarrer Walter Brugger holte die Figur aus ihrer zeitweiligen Verbannung und ließ sie nach gründlicher Restaurierung am Eingang des Nordportals aufstellen. Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit, das im Dezember 2015 begann, war der „Barmherzige Vater“ ausschlaggebend dafür, dass der Seiteneingang der Stiftskirche zu einer der acht Heiligen Pforten im Erzbistum München und Freising erklärt wurde. Allerdings stellte es sich heraus, dass eine Aufstellung im Freien der Skulptur auf Dauer doch ziemlich zusetzte. Die Steinmetzwerkstatt Matthäus Rutkowski in Trostberg restaurierte deshalb das Kunstwerk und vor kurzer Zeit konnte der Verlorene Sohn im doppelten Sinne heimkehren: zu seinem Vater und in die Stiftskirche. Dort begrüßt der „Barmherzige Vater“ von nun an die Kirchenbesucher unmittelbar nach dem Eintreten.

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Nach dieser Segnung setzte sich der Einzug fort, bis alle Ministrantinnen, Ministranten und Kleriker ihren Platz im Altarraum eingenommen hatten. Konzelebranten von Kardinal Marx waren Erzabt Korbinian Birnbacher vom Stift St. Peter, Salzburg, sowie Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob. Weiters feierten mit: Pater Terencjan und Pater Benno vom Franziskanerkloster, Pfarrer Markus Moderegger, Katholische Stadtkirche Bad Reichenhall, Pfarrer Johannes Hofmann, Pfarrei St. Jakob, Straubing, die „Ruhestandsgeistlichen“ Bernhard Bielasik und Hans Fischer, Kaplan P. Fidelis sowie der ehemalige Berchtesgadener Pfarrer Peter Demmelmair (jetzt Bad Tölz), außerdem die Diakone Bernhard Hennecke und Michael König. Und wo Kardinal Marx ist, ist auch der ehemalige Berchtesgadener Kaplan Josef Rauffer nicht weit.

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„Seid ihr auch mal dankbar, dass ihr hier leben dürft?“, fragte der Kardinal zu Beginn seiner Predigt, immer noch begeistert von den schönen Eindrücken, die er auf seiner Anreise nach Berchtesgaden genossen hatte. Dann ging er auf das 900-jährige („oder ein paar Jahre weniger“) Bestehen der Stiftskirche ein und stellte fest, dass man daran sehe, dass das Bekenntnis zum christlichen Glauben zu unserem Land, zu unserer Identität gehöre. Dennoch hätten wir nicht die Möglichkeit, uns in die Zeit vor 900 Jahren hineinzuversetzen, die wenigen erhaltenen schriftlichen Aufzeichnungen gäben nur ein unzureichendes Bild. Was wir wissen: „Sie hatten das Evangelium, sie beteten das Vaterunser, sie vertrauten sich Jesus von Nazareth an, um dem Geheimnis Gottes näherzukommen.“ Und er stellte die Frage: „Was ist der Kern unseres Glaubens?“ Da gelte es einiges freizuschaufeln. Letztlich gehe es um gelebte Glaubenspraxis, ein Leben in der Liebe. „Jetzt und heute muss der Weg des Glaubens gegangen werden“, forderte er und schloss die Predigt mit dem Wunsch: „Petrus, Paulus und Johannes mögen euch Schutzpatrone sein.“

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Der St.-Andreas-Chor unter der Leitung von Simone Resch sang – verstärkt durch Solisten, Streicher und Bläser – unter anderem die Orgelsolmesse von W. A. Mozart. An der Orgel war Adrian Suciu. Nach dem Friedensgruß stimmte der Chor das berührende „Gebet für die Ukraine“ des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov an. Nach dem Schlussgebet dankte Verwaltungsleiter Michael Koller den Ehrengästen für ihr Kommen, allen voran Ludwig Heinrich Prinz von Bayern mit Begleitung, Landrat Bernhard Kern mit Begleitung sowie den Bürgermeistern Franz Rasp, Thomas Weber und Michael Ernst. Ein weiterer Dank ging an die Gottesdienstbesucher, die Ministranten und alle, die in irgendeiner Weise zur Vorbereitung oder Durchführung des Festgottesdienstes beigetragen haben, schließlich bedankte er sich bei Kardinal Marx, der von einem kleinen Buben eine Spanschachtel erhielt.

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Nach dem bischöflichen Segen und dem Tedeum dauerte es eine Weile, bis die mehr als 25 Fahnenabordnungen hinausgegangen waren, danach verließen Geistlichkeit und Gläubige die Kirche. Alle Gottesdienstteilnehmer waren im Anschluss in den Kreuzgang zu einem Empfang eingeladen.

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Andreas Pfnür

 

 

 

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