Neue „Heimat“ für die Kreuzigungsgruppe am „Kriegenberg“

Festliche Einweihung am neuen Standort

Die restaurierte Kreuzigungsgruppe am Fuße des Untersberges in Marktschellenberg könnte eine Menge ihres Weges erzählen, der sich wohl seit 1817 in der Geschichte der Figurengruppe zeigt. Der erste Standort der Kapelle ergibt sich aus dem „Urkatasterblatt“ von 1817 (Marktschellenberg, Gnotschaft Schaden). Dort ist die Kapelle als „Wegekreuz mit Umbau“ im Bereich „Kriegenberg“ eingetragen. Es ist davon auszugehen, dass die Kapelle bei einem Neubau der Straße vom Paßthurm in Richtung Markt im Jahre 1844 verlegt wurde und dabei evtl. zwei neue Assistenzfiguren (Schächer) erhielt. Die Gruppe, bestehend aus der spätgotischen Christusfigur aus Holz, farbig gefasst (wohl aus dem 16. Jhd.) und den beiden Schächerfiguren aus Holz, ebenfalls farbig gefasst (wohl aus dem 19. Jhd.) ist im Kartenauszug von 1853 beim Areal 14 eingezeichnet. Durch den Bau der Lokalbahn Berchtesgaden – Salzburg (in Betrieb 1907) musste die Kapelle den Baumaßnahmen weichen. Die Figuren wurden auf dem Dachboden der Pfarrkirche eingelagert und ruhten dort, bis der damalige Pfarrer Benno Utzmeier (1943 – 1991) sie aus ihrem Schlaf erweckte und anstelle des neugotischen Altars in den Mittelpunkt im Presbyteriums rückte. Dieser massive Schritt erhielt wohl die Zustimmung nur einer kleinen Anzahl der Pfarrangehörigen. Widerstand scheiterte aber am unerschütterlichen Durchsetzungsvermögen des Pfarrers, der seine Umgestaltung mit den Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils begründete.


Rückblick

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Durch seinen Nachfolger, Pater Georg Galinski (1991 – 2012), dem die Ausstattung der Kirche zu karg erschien, wurde die Kreuzigungsgruppe abgenommen und zunächst durch eine beleuchtete, bleiverglaste Bildwand ersetzt, die später am neuen Platz der Kreuzigungsgruppe an der Bundesstraße als Hintergrund Verwendung fand. Mit viel Energie und Einsatz sowie seiner guten Verbindungen zu seiner Heimat Polen schaffte es der neue Pfarrer, die Einrichtung der Kirche umzugestalten und durch die Öffnung der ursprünglichen drei großen Fenster an der Rückseite und den Einbau sechs neuer Fenster zu einem Preis zu ermöglichen, den die Pfarrgemeinde mit vielen Spenden und eigenen Mitteln zu stemmen in der Lage war. So wurde die Kirche wieder hell, freundlich und einladend gestaltet. Neben der Reparatur der Heizanlage und verschiedenen weiteren Maßnahmen konnte dann am 08.07.2006 die Einweihung nach der Umgestaltung mit allen Vereinen, Pfarrangehörigen, Gästen und Freuden erfolgen.

Die Kreuzigungsgruppe aber wurde durch das Entgegenkommen des Straßenbauamtes im Jahre 2005 an der Bundesstraße 305 zunächst mit einer einfachen Überdachung aufgestellt. Doch die Verkehrs- und Witterungseinflüsse setzten den Holzfiguren sehr zu und man versuchte, durch Glasabdeckungen die Einwirkungen zu reduzieren, was nicht ausreichend gelang und die Gruppe dadurch sehr gelitten hatte.

Aufgrund von Straßenbaumaßnahmen am Gastagweg musste das „Bauwerk“ abgerissen und die Kreuzigungsgruppe abgenommen werden. Längere Zeit blieb unklar, wo sie nun aufgestellt werden sollte. Das Jubiläum „150 Jahre Kirchweihe Marktschellenberg“ sollte den nötigen Schub geben, aus diesem Anlass auch für die Kreuzigungsgruppe einen würdigen Platz zu finden. In gutem Einvernehmen mit zahlreichen Verantwortlichen und amtlichen Stellen gelang es, die Restaurierung der Figuren und die Gestaltung der neuen Kapelle zu realisieren. Insbesondere die Finanzierung dieser Maßnahme beschäftigte die Kirchenverwaltung. Dem Durchsetzungswillen des Pfarrers Thomas Frauenlob (seit 2013) und des Verwaltungsleiters Michael Koller (seit 2016) ist es zu verdanken, dass sie nun unweit des ursprünglichen Aufstellungsortes, nach langer Wanderschaft auf den „Kriegenberg“ zurückkehrt ist. Die Restaurierung der Figuren erfolgte in der Werkstatt Christian Bauer in Chieming, die Bauleitung lag in bewährter Weise in Händen von Michael Wendl und die Ausführung durch heimische Firmen erfolgte unter der Federführung von Toni Stanggassinger.

Der bewusst schlicht und klar gehaltene Kapellenbau soll der Wirkung der Figurengruppe nichts nehmen, ja diese sogar betonen und den Blick auf den gekreuzigten Christus lenken. Dies wird auch durch eine dezente Beleuchtung der Zentralfigur verstärkt, die über ein Photovoltaikpanel mit Strom versorgt wird. Die Größe, insbesondere die Tiefe der Rundung des Kapellenbaus dient dem Schutz der Figuren vor schädlichen Witterungseinflüssen und bietet zudem den Vorübergehenden die Möglichkeit des Verweilens auf noch zu schaffenden Sitzgelegenheiten. Die Kreuzigungsgruppe grüßt nun wieder die Kommenden und Gehenden aus Marktschellenberg. Sie hat wieder eine Heimat gefunden - hoffentlich für viele Jahre.


Der Neubau

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Der Weihe am 22. September 2022 ging ein Festgottesdienst um 18.30 Uhr voraus, der von Monsignore Dr. Thomas Frauenlob zelebriert wurde. Ihm stand eine große Schaar Ministrantinnen und einem Ministranten zur Seite und die musikalische Gestaltung hatte der Kirchenchor unter der Leitung von Adrian Suciu übernommen. Nachdem es die Wetterverhältnisse zuließen, konnten die Gläubigen wie geplant in einer Lichterprozession von der Pfarrkirche aus zur Kapelle ziehen. Dort erwarteten den Zug weitere Teilnehmer sowie die Musikkapelle Marktschellenberg, die die Weihefeierlichkeiten musikalisch begleitete.


Impressionen vom Weihe-Gottesdienst

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Die Lichterprozession

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Nach der Weihe bedankte sich Pfarrer Frauenlob bei allen, die zur Gestaltung der Feier beigetragen hatten. Dem Dank an alle Handwerker und sonstigen Mitwirkenden schloss sich Verwaltungsleiter Michael Koller an, der ein kleines Präsent an den Architekten Michael Wendl, der Fa. Bau-Stangassinger und vor allem an Frau Brigitte Schweiger, die durch die Grundstücksabtretung den Bau der Kapelle an dieser Stelle überhaupt erst ermöglicht hat. Dem Dank schloss sich zuletzt 1. Bürgermeister Michael Ernst an alle Beteiligten an.

Nach Abschluss der Weihe-Feierlichkeiten begab sich der Zug zum Pfarrhof, wo eine „Agape“  angeboten wurde, die auch allgemein angenommen wurde.


Bilder von der Weihe

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Die Agape

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Bilder und Text: Franz Heger

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