Eine wahre Schatzkammer in der Provinz
Frauenbund und Seniorenstammtisch besuchen Gotikmuseum in Leogang
Der Zweigverein Berchtesgaden des Deutschen Katholischen Frauenbundes und der Seniorenstammtisch der Pfarrei St. Andreas unternahmen kürzlich gemeinsam einen Tagesausflug nach Leogang im Pinzgau. Erstes Ziel war das rennomierte "Bergbau- und Gotikmuseum" im Ortsteil Hütten, wo Kustos Andreas Herzog die Bus-Reisegruppe begrüßte.
Auch Ehrenobmann Prof. Hermann Mayrhofer, der das Museum 1992 gegründet und 30 Jahre lang geleitet hat, richtete einige Worte an die Beucher aus dem benachbarten Bayern. Er freue sich über den Besuch, betonte er, und sei dankbar, dass er die Abteilung "Mittelalterliches Kunsthandwerk" unlängst dank einer großzügigen Schenkung eines Berchtesgadener Privatsammlers durch eine Vitrine mit Beinschnitzarbeiten erweitern konnte.
Nach der freundlichen Begrüßung geleiteten Andreas Herzog und eine Kollegin die Berchtesgadener getrennt in zwei interessanten und kompetenten Führungen durch die Ausstellungsräume, die in zwei unterirdisch verbundenen Gebäuden untergebracht sind.
Eines der wertvollsten Ausstellungsstücke ist zugleich eines der kleinsten: die Gebetsnuss der Maria von Burgund, der Frau des Erzherzogs Maximilian, des späteren Kaisers Maximilian I. Es handelt sich um eine nur wenige Zentimeter große aufklappbare Kapsel aus Buchsbaumholz mit filigransten Schnitzereien auf den beiden Innenflächen. In der oberen Hälfte der Betnuss ist Maria von Burgund mit ihrem Ehemann Maximilian und dem hl. Georg dargestellt.
Ein Schwerpunkt der umfangreichen Sammlung liegt auf sakraler Kunst der Gotik, unter anderem mit Flügelaltären, vielen Marienfiguren oder Skulpturen der hl. Anna. Gegenwärtig sind in einer Sonderausstellung auch wertvolle romanische Kunstwerke ausgestellt, darunter Emaille-Arbeiten aus Limoges.
Madonna mit Kind aus dem Pinzgau, um 1460/70
Nicht zuletzt konnten sich die Teilnehmer ein Bild davon machen, wie gut sich die Vitrine mit den filigranen Berchtesgadener Beinschnitzereien in die kunsthandwerkliche Umgebung einfügt.
Museum-Kustos und -Obmann Andreas Herzog (r.) freut sich über den Neuzugang von Berchtesgadener Beinschnitzarbeiten
Nach der Museumsführung stöberten einige im Museums-Shop, andere warfen einen Blick in die benachbarte "Hüttschmiede" aus dem 16. Jahrhundert oder in die St.-Anna-Kapelle von 1770, die der Bergwerkspatronin, der hl. Anna, geweiht ist.
Knappenkapelle St. Anna (v.l.), Gasthaus "Hüttwirt", "Hüttschmiede"
Altar der St.-Anna-Kapelle
In der Zirbenstube des unmittelbar angrenzenden Traditionsgasthauses "Hüttwirt" genoss die Gruppe nach den vielen optischen Eindrücken mittags dann auch vorzügliche kulinarische Köstlichkeiten: feinste österreichische Hausmannskost nach Omas Rezepten.
Abgeschlossen wurde der Ausflug mit einer Maiandacht in der Leoganger Pfarrkirche St. Leonhard. Wie einige andere dem "Viehheiligen" Leonhard von Limoges geweihte Kirchen - beispielsweise in Bad Tölz - ist die Kirche außen mit einer eisernen Kette umspannt.
In einer Kirchenführung erfuhren die Berchtesgadener Näheres zur Geschichte der Kirche und zu ihrer Innenausstattung, unter anderem mit den herrlichen Deckenfresken, die Szenen aus dem Leben des heiligen Leonhard zeigen.
Der erste Patron der Leoganger Pfarrkirche war der heilige Ägidius (rechts); später ging das Patrozinium auf den heiligen Leonhard (mit Kette) über
Den Mittelpunkt des Hochaltares bildet das Gemälde "Maria vom guten Rat". Vor diesem Gndenbild betete die Gruppe zusammen mit Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob Marienlitaneien und Fürbitten und sang, unterstützt von Herbert Lagler an der Zither, Marienlieder aus dem Gotteslob.
Andreas Pfnür