Ostern – Fest der offenen Tür

In der Zeit der Pandemie sind Türen verschlossen: Viele Geschäfte bleiben zu, die Gasthäuser sind nicht systemrelevant, unsere Alten und Kranken können wir nicht besuchen, ja, auch die Gottesdienste finden hinter verschlossenen Türen statt. Die Tür ist Symbol für Geschlossenheit, nur einem inner circle öffnet sie sich. Sie ist Symbol für Unfreiheit, da alles dahinter an der Bewegungsfreiheit behindert ist, wie wir in diesen Tagen der Ausgangssperre erfahren. Sie ist Symbol für Geheimniskrämerei, kann man doch bestenfalls nur mutmaßen, was sich dahinter abspielt. Es ist nicht schön, vor verschlossenen Türen zu stehen, es wirkt irgendwie tot.

IkoneSchon ganz am Anfang der Heiligen Schrift steht die verschlossene Pforte für die Konsequenz des Vertrauensbruchs durch Adam und Eva, die aus dem Paradies gewiesen und nun schutzlos umherzuwandern gezwungen sind. Die Tür steht an vielen Stellen für Gefängnis, oft durch Dummheit selbstgewählte Unfreiheit und Bestrafung, indem der Mensch meist selbst verursacht sein Recht auf Freiheit einbüßt.

Am Karfreitag stand das Kreuz Christi bis in die Abendstunden zur Verehrung vor dem Portal der Stiftskirche. Die Tore waren weit geöffnet und ermöglichten den Blick in den Kirchenraum auf das Fastentuch mit dem Osterlamm in der Mitte. Besser könnte man kaum darstellen, was am Kreuz – durch das Kreuz Christi – geschehen ist: Die Tore des Paradieses wurden wieder geöffnet, der Mensch durch Gottes Treue und Liebe bis zum Kreuz aus der Gefangenschaft der Sünde und des Todes befreit und der Zugang zum himmlischen Jerusalem aufgetan.

Im Glaubensbekenntnis beten wir „hinabgestiegen in das Reich des Todes“ Dies ist die Antwort auf die spekulative Frage, was denn am Karsamstag geschehen sei. In den Ostkirchen wird dieses Geschehen bildlich dargestellt, indem Jesus die Pforten der Unterwelt, den antiken Hades, aufbricht und hinabsteigt zu denen, die vom Beginn der Welt an waren: Er ergreift die Hand Adams und führt ihn und alle hinauf aus der Dunkelheit der Höhle zum Leben, in das gleißende Licht des Himmel. Der Liebe Gottes widersteht nicht einmal diese scheinbar so endgültige Pforte des Todes. Die Macht des Todes ist unwiederbringlich dahin!

Auch in den Ostererzählungen der Evangelien ist „öffnen“ zentral: der Stein vom Grab Christi ist weggerollt und das Grab wird von den Frauen am Ostermorgen offen vorgefunden. Die Apostel, aus Angst hinter verschlossenen Türen mutlos und traurig zusammengeduckt, erhalten Besuch durch den Auferstandenen, für den es kein Hindernis mehr gibt und der sie furchtlos in die Freiheit führt, denn sie wissen nun, dass Gott stärker ist als der Tod.

Ostern ist das Fest der offenen Tür: zum Paradies, zum Himmel, zum himmlischen Jerusalem, zum Leben, zum Licht – und mit welcher Metapher man es bezeichnen will. Ostern ist das Fest der Hoffnung auch und gerade in dunklen und beklemmenden Zeiten. Es lässt unser Herz aufatmen und frei werden, weil die Liebe Gottes alles überwindet. Als Getaufte gehören wir zum Auferstanden, auf engste verbunden wie Glieder an einem Leib. Egal, wo wir sind, in welcher Verfassung wir uns befinden, ob wir leben oder sterben, gesund sind oder krank, ob wir es glauben oder nicht: ER ist bei uns!

Treffend bringt das Wort von Papst Benedikt XVI., das er in seiner Predigt zum Beginn seines Pontifikats vor 15 Jahren der Christenheit zurief, diese Wahrheit zum Ausdruck: „Wer glaubt, ist nie allein“. In diesen Wochen ist es für viele Menschen sehr wahr, sehr existenziell geworden. Das Osterfest ist der Höhepunkt im Kirchenjahr, weil uns dies neu bewusst werden kann und soll. Wie ein Tag der offenen Tür, der einen Blick dahinter möglich macht!

Dr. Thomas Frauenlob

Ostern

 


Gebet und Ostergruß aus dem Stiftsland Berchtesgaden

Ostergruß aus dem Stiftsland
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Informationen und Hilfen zum Ostersonntag

 


 

Ein musikalischer Ostergruß mit Bildern der Pfarrkirchen (Stiftsland Berchtesgaden)

Speisensegnung und Ostergruß aus dem Stiftsland - Osterfest 2020

 

 


Bildergalerie von der Osternacht

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Informationen aus der Erzdiözese München und Freising

pdfOstergruß von Reinhard Kardinal Marx für Senioren
(PDF | ca. 120 kB)

pdfInterview mit Reinhard Kardinal Marx: Gespräch über Ostern in der Zeit der Corona-Krise
(PDF | ca. 30 kB)

 

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