Auszeichnung für den Erbauer der Kirchleitnkapelle

Franz Brandner erhält den diesjährigen Preis des Heimatkundevereins Berchtesgaden

P1250642a kleinViele Mitglieder des Heimatkundevereins wohnten der Preisverleihung im Gasthof "Neuhaus" bei.

P1250629aklein1. Vorsitzender Alfred Spiegel-Schmidt (r.) und 2. Vorsitzender Gernot Anders (M.) gratulieren dem Preisträger Franz Brandner.

Den diesjährigen Preis des Heimatkundevereins erhält Franz Brandner für den Bau der Kirchleitnkapelle am Mitterweinfeld. Im Rahmen einer Feierstunde überreichte der Vorsitzende des Heimatkundevereins, Alfred Spiegel-Schmidt, den Preis und Franz Brandner berichtete, unterstützt von Pfarrer Peter Demmelmair, wie der Kapellenbau vonstattengegangen war. Die Priesbergmusi spielte zum letzten Mal auf.

P1250625akleinPreisträger Franz Brandner spielte in der Priesbergmusi abwechselnd Kontrabass und Ziach.

Zum fünften Mal wurde der mit 500 Euro dotierte Preis des Heimatkundevereins Berchtesgaden verliehen. 1. Vorsitzender Alfred Spiegel-Schmidt begrüßte neben zahlreichen Vereinsmitgliedern auch Vertreter der Markterer Weihnachtsschüzen, die die Glocke der Kirchleitnkapelle gestiftet hatten. Marktbürgermeister Franz Rasp betonte in seinem Grußwort, dass einer der schönsten Plätze im Markt durch die Kapelle ergänzt wurde. „Es ist ein absolut verdienter Preis“, bestätigte Rasp.

P1250645akleinPfarrer Peter Demmelmair, Franz Brandner, Alfred Spiegel-Schmidt, Gernot Anders

Der Preisträger wurde vom 2. Vorsitzenden Gernot Anders sehr persönlich vorgestellt. „Das erste Mal habe ich von Franz Brandner gehört, als er in einem heftigen Leserbrief wegen der umgeschnittenen Bäume auf der Kirchleitn angegriffen wurde. Aber historisch gesehen war die Leitn immer schon ohne Baumbewuchs.“ Als Beweis zeigte Anders ein Ölgemälde, das die Ansicht von früher zeigt, ganz ohne Bäume.

Die Leitn hatte ursprünglich zur Forstmayr'schen Behausung gehört, bis das Gebäude und der Grund 1893 an den Schnitzer Lorenz Wenig verkauft wurden, der das Café Wenig in dem Gebäude eröffnete. Danach wurde es als „Bratwurstglöckl“ bekannt, bis in dem Haus schließlich das Pfarrheim untergebracht wurde. Wie der Hang nun zum Mitterweinfeld kam, das erzählte Franz Brandner sehr amüsant. Dabei hatte er sich Unterstützung vom Geistlichen Rat und jetzigen Tölzer Stadtpfarrer Peter Demmelmair geholt.

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„Ich fing an, meinen Grund etwas auszuholzen“, erzählte Brandner, „aber dabei sind wir ein wenig zu weit umme kemma.“ Er hatte Befürchtungen, dass dies dem damaligen Berchtesgadener Pfarrer Peter Demmelmair nicht gefallen würde. Doch ganz im Gegenteil, dem war das nur recht. „Der Bewuchs war mir schon lange ein Dorn im Auge und das Ordinariat in München, dem der Grund gehörte, nicht der Pfarrgemeinde, hätte es schon abholzen lassen, aber nur unter der Auflage, dass ich den Bewuchs nieder halte. Aber was hätte ich noch alles tun sollen“, fasste Pfarrer Demmelmair die Ausgangslage zusammen. Also wurde, entgegen der üblichen kirchlichen Praxis, ein Verkauf ins Auge gefasst. Die Marktgemeinde wollte das Grundstück nicht, also hat Demmelmair beim Nachbarn nachgefragt und man wurde sich einig.

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Nur mithilfe einer Seilbahn konnte die Leitn gerodet werden und innerhalb von drei Wochen waren die Bäume gefällt- „Das hatte einen brutalen Gerichtsstreit zur Folge“, erinnert sich Brandner. „Unerlaubte Rodung und ungenehmigte Nutzungsänderung wurden mir vorgeworfen und ich hatte einige Verfahren am Hals.“ Doch dank seines Einsatzes konnte der historische Zustand wieder hergestellt werden. Zusammen mit der Gemeinde wurden die Wege angelegt. "Als ich oben stand und die Kirchen unter mir sah, fiel mir der Name Kirchleitn ein und dabei ist es geblieben.“ Es war die Idee von Pfarrer Demmelmair, an jeder Kehre eine Stele des Passauer Künstlers Leopold Hafner aufzustellen. „Inhaltlich bedeutet mir der Weg der acht Seligpreisungen ganz viel“, führte Pfarrer Demmelmair aus. „Dank der Symbolik werden sie allen Menschen ganz leicht verständlich gemacht.“

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Langsam reifte in Franz Brandner die Idee, eine Kapelle an dem besonderen Ort zu bauen. „Ich bin Maurer von Beruf und wollte so viel es geht selber machen.“ Die Baugenehmigung erfolgte sehr schnell, obwohl nur eine Skizze und kein fertiger Plan vorlag. Zunächst wurde eine Stromleitung hochgelegt. „Strom brauchten wir vor allem für den Kühlschrank“, meinte Brandner mit einem Augenzwinkern. Nachdem der Rohbau mit dem Dachstuhl stand, wurde er am 15. August 2008, Mariä Himmelfahrt, mit einer Messe und Hochamt eingeweiht. Die kirchliche Einweihung erfolgte ein Jahr später unter Anwesenheit von Bischof Dr. Bernhard Haßlberger.

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Seitdem wird jedes Jahr das Weihefest der Kapelle am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt begangen.

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Nur eines regt Franz Brandner furchtbar auf: „Es wird mit der Kapelle so viel Schindluder getrieben.“ Als Beweis zeigte er ein Bierfilzl, auf dem die Kapelle in einem schlechten Foto aufgedruckt wurde und das für 70 Cent verkauft wird. „Das tut mir weh.“ Das Preisgeld werde er, versicherte Brandner, genauso wie das Geld aus dem Opferstock, für den Unterhalt und Erhalt der Kapelle verwenden.

Christoph Merker

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Text: "Berchtesgadener Anzeiger", Ausgabe vom 26. Juli 2018
Fotos: Andreas Pfnür

 

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